was mir Beethoven erzählt

Beschreibung
"Beethovens "Taubheit" war nicht still. Im Gegenteil. Er wurde ständig
durch laute Klänge gequält, die sein Gehörsystem produzierte. Manches
davon können wir in seinen Kompositionen wiederfinden, etwa in
den Trillerketten in der Waldsteinsonate.
Dass er seine Kunst trotzdem erschaffen konnte, ist unfassbar groß….

Ich verstehe diesen Tinnitus als Symbol für das, was gerade in Welt geschieht:
Das grausige Erstarken des Faschismus in Europa, die wachsende Unmenschlichkeit, die Hilflosigkeit angesichts der Veränderungen, angesichts der Umschichtung der Einkommen von unten nach oben, die gezielte Verdummung der Massen, die Verhöhnung der Vernunft, das Abtöten von Solidarität….

Es werden nicht nur Trillerketten in hohen Frequenzen sein, sondern
Pochen, Klopfen, Dröhnen… alles wird versuchen, die fragile Kunst Beethovens zuzuschütten.

Aber Beethovens Werk hat seine Krankheit überlebt.

Und die Humanität wird auch die Krankheiten der Gegenwart überleben.

Es werden 2 Soloinstrumente dem Orchester entgegengesetzt. Die Violine – eines der ältesten Orchesterinstrumente – und das Kontraforte, das vielleicht das jüngste Orchesterinstrument ist, eine im Jahr 2004 erstmals präsentierte substanziell verbesserte Version des Kontrafagotts.

Die beiden Soloinstrumente haben nur wenige Töne gemeinsam – nicht einmal eine Oktave. Sie könnten nicht gegensätzlicher sein.

Letztlich geht es mir nicht um Dunkelheit und Verzweiflung, sondern um Hoffnung und Licht."
Georg Firedrich Haas, Werkbeschreibung, Ricordi Berlin, abgerufen am 21.07.2021 [https://www.ricordi.com/de-DE/Catalogue.aspx/details/443150]

Auftrag: Kammerorchester Basel, Gstaad Menuhin Festival, Beethovenfeste Bonn und Konzerthaus Berlin